Einsiedeln SZ, Klosterkirche ULF, Hauptgeläute
So, vorläufig ist jetzt vorbei ;-) Scheinbar hat es die Wartungsfirma tatsächlich fertiggebracht, den Einsatz der Glocken einigermassen gut einzustellen, zwar recht zügig, wie man sich das in Einsiedeln gewohnt ist, doch akzeptabel. Leider konnte ich mir das Geläute zur Vesper nicht mehr anhören, da ich am Nachmittag verhindert war…
Einsiedeln SZ
Klosterkirche Unserer Lieben Frau im finsteren Wald
Konfession: römisch-katholisch
Es läuten die 8 Glocken des Hauptgeläutes in den Fronttürmen:
Ges° B° des‘ es‘ ges‘ as‘ b‘ des‘‘
Aufnahme vom Mittwoch, 01.11.2017, 09h22, Zusammenläuten zum feierlichen Pontifikalamt am Hochfest Allerheiligen.
Gemäss Läutordnung erklingen an den weniger hohen Abtsfesten, zu denen Allerheiligen auch gehört, zu Amt und Vesper die Glocken 6-12 (hausinterne Nummerierung). Umso mehr erstaunt (und natürlich erfreut) war ich, als dann 5-12 (inzwischen abgeklärt: ist richtig), also das vollständige Hauptgeläute, erklang, und dies auch noch wesentlich länger als sonst (normal: 09h23-09h32, also 9 Minuten; an Allerheiligen 09h22-09h34, also 12 Minuten). Zur Pilgermesse läutete dann, ebenfalls sehr lange, das Salve-Regina-Motiv der 4 grossen Glocken, hier steht in der Läutordnung ebenfalls etwas anders. Aus Witterungsgründen werden die Schalläden in Einsiedeln über das Winterhalbjahr geschlossen. Dies hat natürlich zur Folge, dass die Glocken etwas gedämpfter tönen, aber ein wesentlicher Vorteil davon ist, sich das Geläute besser mischt. Zum Vergleich die Aufnahme vom Sommer:
Die Klosterkirche Einsiedeln besitzt einen äusserst eindrücklichen Glockenbestand, der nach Tradition 12 Glocken umfasst. Das Hauptgeläute in den Fassadentürmen besteht aus vier sehr wohlklingenden Glocken von verschiedenen lothringischen Giessern. Weitere vier wurden 1941 eingeschmolzen und durch neue der Firma Rüetschi ersetzt, da sie nach damaligem Verständnis nicht in das Geläute passten und teilweise gesprungen waren. So besitzt Einsiedeln ein in der Tonfolge in der Schweiz einzigartiges Geläute, welches durch die leicht verzogene Tonfolge charaktervoll und unverwechselbar klingt. An den höchsten Festtagen wird das Hauptgeläute durch die vier Glocken der beiden Dachreiter ergänzt.
Nachdem sich der hl. Meinrad im 9. Jh. im finsteren Wald, dem heutigen Einsiedeln, niedergelassen hatte und er hier ermordet wurde, entstand hier bald eine benediktinische Gemeinschaft, die bis heute besteht (noch ca. 50 Mönche). Das Kloster ist der grösste Wallfahrtsort in der Schweiz. Die heutige Anlage entstand im 17. und 18. Jh. Hans Georg Kuen erstellte 1674-1676 den noch bestehenden, aber veränderten Chor und 1676-1678 die Beichtkirche mit Magdalenenkapelle. Nach Plänen von Br. Kaspar Moosbrugger entstand in der 1. Hälfte des 18. Jhs. die heutige Klosteranlage. Die Kirche wurde 1719 begonnen und 1735 geweiht, der Chor erhielt Mitte des 18. Jhs. seine heutige Gestalt. Ende 20. Jh. fanden umfangreiche Restaurierungsarbeiten statt.
Wer vor dem Kloster steht, ist beeindruckt von der mächtigen Fassade. Zwischen den Türmen wölbt sich die Kirchenfront eindrucksvoll hervor. Das Innere ist ein Meisterwerk der Barockarchitektur. Den Eintretenden empfängt ein gewaltiges Oktogon, in dessen Mitte die marmorne Gnadenkapelle mit der berühmten Schwarzen Madonna steht. Daran folgt der Predigtraum mit Kanzel und Abendmahlskuppel, dann der Raum der Weihnachtskuppel schliesslich der in lachsrosa gehaltene Chor. Der ganze Raum ist mit überaus reichen Stuckaturen und Gemälden der Brüder Egid Quirin und Cosmas Damian Asam ausgestattet. Wunderschöne Altäre und weitere Ausstattungsstücke fügen sich darin harmonisch ein. Die Kirche bietet einen überwältigenden Eindruck, den man so schnell nicht wieder vergisst.
Daten der verwendeten Glocken (in den Klammern die hausinterne Nummerierung von oben nach unten):
Nr. 1 (12)
Dreifaltigkeitsglocke
gegossen 1637
Giesser: Simon Michelin, Honoré Rosier, Lothringen
Gewicht: 5‘825 kg
Schlagton: Ges°
Nr. 2 (11)
Liebfrauenglocke
gegossen 1636
Giesser: H. Rosier, F. Guiot, J. Reichardus, Lothringen
Schlagton: B°
Nr. 3 (10)
Apostelglocke
gegossen 1637
Giesser: Honoré Rosier, Lothringen
Schlagton: des‘
Nr. 4 (9)
St. Agathaglocke
gegossen 1941
Giesser: H. Rüetschi AG, Aarau
Schlagton: es‘
Nr. 5 (8)
Allerheiligenglocke
gegossen 1941
Giesser: H. Rüetschi AG, Aarau
Schlagton: ges‘
Nr. 6 (7)
St. Benedikts- und Meinradsglocke (Salveglocke)
gegossen 1941
Giesser: H. Rüetschi AG, Aarau
Schlagton: as‘
Nr. 7 (6)
Schutzengelglocke
gegossen 1941
Giesser: H. Rüetschi AG, Aarau
Schlagton: b‘
Nr. 8 (5)
Kleine Salveglocke
gegossen 1637
Giesser: Honoré Rosier, Lothringen
Schlagton: des‘‘
Bilder, Text und Tonaufnahme: Robin Marti